Als Person wie als Künstlerin scheint Wilma Bräuner heute fast vergessen zu sein und wie bei vielen Frauen in der bildenden Kunst ist auch sie in der Fachliteratur wenig beachtet worden. Bis vor Kurzem gab es nicht einmal einen Interneteintrag zu ihr. Posthum wurde ihre Unbekanntheit darauf zurückgeführt, dass sie zu wenig ausstellte und sich in ihrem künstlerischen Schaffen isoliert habe statt die Öffentlichkeit und Nähe zu anderen zeitgenössischen Kunstschaffenden zu suchen. Auch wurde dies als ausgebliebener Erfolg gewertet. Diese Interpretation mag so stehen bleiben und jeder Besucherin sich eine eigene Meinung darüber bilden. Bräuner selbst konstatierte zu Lebzeiten, dass sie kein sonderliches Interesse am Ausstellen hatte und auch keine Ausstellungen brauchte, um ihre Werke zu verkaufen. Vermutlich war ihre zentrale und lohnendere Einnahmequelle ihre Postkarten, Bücher und Kalender. Quellen belegen, dass diese in Auflagen von mehreren tausend Stück erschienen. Aufgrund der Werbewirkung für die Insel wurden die Veröffentlichungen der Bildbände von den Kurverwaltungen teilweise sogar gefördert. Trotz dieses großen Absatzes starb Wilma Bräuner als arme Frau nachdem „sie ihr gesamtes Vermögen für den Schutz der Insel geopfert“ hatte, wie es in der Zeitung hieß. Im Jahre 1992 erwarb die Stadt Westerland Wilma Bräuners Nachlass. Seitdem wird dieser im Sylter Archiv verwahrt. Aus dem Nachlass wurden in den Jahren 1992, 1997 und 2008 Ausstellungen gezeigt. Die Erschließung des Bestandes in der Form, dass die Informationen online recherchiert werden können, steht jedoch noch aus. Ebenso verhält es sich mit dem überwiegenden Teil der restlichen Archivbestände von rund 900 Regalmetern. Hier besteht großer Nachholbedarf, an dem das Team kontinuierlich und mit vollem Einsatz arbeitet. Die unzureichende räumliche und personelle Ausstattung des Archivs geht zulasten dieser Aufgabe. Mit dem Anwachsen des Gesamtbestandes, der nach dem Brand von 1950 angesammelt wurde, wird es in der Alten Post zudem immer enger. Da das Haus aus verschiedenen Gründen nicht dauerhaft als Standort für das Archiv geeignet ist, muss dieses langfristig in ein fachgerechtes Gebäude umziehen. Mit der Präsentation dieser Einblicken in verschiedene Aspekte moderner Archivarbeit parallel zu den Ergebnissen quellenbasierter Forschung haben wir ein Stück weit Neuland betreten und hoffen, es hat Ihnen gefallen und Sie haben interessante, neue Eindrücke gewonnen. Mit Eröffnung dieser Ausstellung wurde zudem ein Wikipedia-Artikel erstellt. Damit ist die Forschungslücke zu Wilma Bräuner keinesfalls geschlossen. Dies kann auch nicht Ziel einer Ausstellung sein und ist nicht die Aufgabe des Archivs. Die Ausstellung zeigt aber, wie die Arbeit des Archivs dazu beitragen kann, die Erinnerung wach zu halten – an Ereignisse wie an Personen. Zum Schluss möchten wir Sie um Ihre Meinung bitten: Welche Aufgabe des Archivs ist am wichtigsten? Werfen Sie einen Stein in das entsprechende Gefäß.
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Epilog (A.S.1T)
- Hörfassung TextEpilog - Hörfassung (A.S.1A)